Sonntag, August 13, 2006

Arbeitslos - Jahr 2002 - Vertane Chance

Hallo Welt,

es hat alles mit dem Insolvenzverfahren bei der Stadtmagazin.com GmbH angefangen. Dort war ich als Bürokaufmann angestellt, habe aber die Tätigkeit eines Web-Producers ausgeführt.
Ich war damals 25 Jahre alt, als ich das Verfahren mit machen mußte. Schon damals hatte ich mir immer wieder gedacht:"Bloß nicht jetzt Arbeitslos werden, das wird ganz schwierig zurück ..."
Aber es kam wie es kommen mußte.
Uns wurde allen zum 30.04.2002 die Kündigung ausgesprochen. Der Beginn einer langen Arbeitslosigkeit (das konnte aber keiner vorher wissen, was ich aber befürchtet hatte).
Ich habe mich dann rechtzeitig zum 01.05. bzw. 02.05.2002 Arbeitslos gemeldet. Und dann noch das Theater mit dem Insolvenzgeld. Ein Glück das ich ein wenig Geld angespart hatte, denn so konnte ich die Zeit, wo ich so gar kein Geld vom Amt bekam, gut überbrücken. Aber das angesparte Geld ging dann doch schneller weg als ich dachte, doch ich konnte die Zeit damit überbrücken.
Zwischen zeitlich habe ich dann auch mit bewerben angefangen. Das war so im Sommer 2002, aber das Jahr stand noch im Einfluß vom 11.Sept.2001. Da war fast nix möglich mit bewerben. Aber ich habe es versucht, doch es führte keine Bewerbung zum Erfolg.
Als anständig erzogener Mensch habe ich dann das Amt auf meine Defizite schon früh aufmerksam gemacht.
Ich habe von Anfang an gesagt das mir für den Beruf des Web-Entwicklers o. Frontend-Entwicklers (oder wie auch immer) noch Kenntnisse fehlen. Es schien nur keinen irgendwie zu interessieren was sich sage.
Als ich dann endlich mal eine Termin bei meiner "Vermittlerin" Frau B. bekam, gab sie mir ein Kursus zum Bewerbungsmanagement von der ISH und sagte:
" Die haben Kontakte zur Wirtschaft das wird ihnen Helfen. Gehen sie mal dorthin und melden sich an."
Damals habe ich noch ein wenig gezögert, denn es war ja nicht das was ich wollte bzw. ich war der Meinung das die vom Bewerbungsmanagement mir wirklich nicht helfen könnten. Ich bin aber erstmal dort nicht hingegangen.

Dann war es wieder einmal dieser Tage wo ich mal wieder beim Amt eine Nummer ziehen und lange warten mußte (wie immer damals). Ich hab dann ein Plakat gelesen wo es um eine Messe ging auf der sich Weiterbildungsanbieter vorstellen. Ich fragte meine "Vermittlerin" ob ich dort hingehen könnte und sie bejahte (was blieb ihr auch anders übrig). Und nun zur Messe:
Es war eine Messe ausgerichtet vom Arbeitsamt Hamburg und fand damals im "Musem der Arbeit Hamburg" in Barmbek statt. Ich ging also auf die Messe und schlenderte so von einem Stand zum nächsten. An dem einem Stand wurde ich von einem Typen angesprochen ob ich etwas bestimmtes suchen würde. Ich entgegnete das ich eine Kursus suchen würde, der mir im Bereich Web-Entwicklung weiterhelfen solle. Er sagte das an bei diesem Anbieter einen solchen Kursus gerade absolviert. Der Kursus hieß:
"Online-Producer" und der Anbieter war die AWGD (Akademie Werbung Grafik Druck). Ich kam so in ein Gespräch mit ihm. Er kam aus Eimsbüttel und würde den Kurs schon seit ca. 6 o. 7 Monaten machen. Ich fragte ihn auch ob er Schwierigkeiten gehabt hätte den Kursus bewilligt zu bekommen und er verneinte. Bei ihm hätte das ohne große Probleme geklappt. Dann gab er mir noch eine Kursbeschreibung und sagte das ich es bei meinem Amt auch mal versuchen sollte. Schließlich hat es bei ihm ja auch geklappt. Wir haben uns lange über den Kursus und das drumherum unterhalten. Z. B. darüber das die Dozenten aus der Branche kamen und man dadurch wunderbar Kontakt zu Firmen hat knüpfen können und auch darüber das man einen kleinen Test absolvieren muß und das es ein Vorstellungsgespräch gibt.
Ich verabschiedete mich und ging weiter auf der Messe herum und sammelte noch diese oder jene Kursbeschreibung ein. Aber ich war mir sicher das der Kursus der AWGD mir helfen würde. (Sicher darf man sich als Arbeitsloser nie sein, warum lesen Sie jetzt ...)

Ich bin dann mit der Kursbeschreibung zu meiner "Vermittlerin" Frau B. gegangen. Aber vorher mußte man früher immer eine Nummer ziehen und fast eine Stunde warten bis diese dann angezeigt wurde. Auch wenn nur wenige vor ihnen waren (so 7 bis 10 Nummern), dauerte es genau so lange (manchmal über eine Std.). Und dann dauerte es nicht mehr lang und ich saß bei Frau B. im Zimmer. Sie fragte mich zuerst ob ich mich schon dort angemeldet hätte bei dem was sie mir gab und verneinte. Ich trug Ihr mein Anliegen vor und sagte das mir das mehr Helfen würde schneller wieder in Arbeit zu kommen, da ich ja dann Kontakte knüpfen könnte und gab ihr die Beschreibung zum durchlesen. Sie sagte, daß für Weiterbildung ein Herr W. zuständig sei und sie ihn erstmal fragen müßte. Daraufhin verließ sie ihr Zimmer und ging zu seinem schräg gegenüber. Dann bat sich mich bitte rüber zu kommen Herr W. würde mit mir das weitere Gespräch über das Thema Weiterbildung führen. Er fing damit an das ich ja wüsste das der Staat ja kein Geld hat und es sehr wenig Weiterbildung nun geben würde. Was aber dann im Verlaufe des Gesprächs kam war ein Knaller (zumindest für mich). Er sagte auch:
  • Bringen Sie es sich selber bei
  • Kaufen Sie sich Bücher über das Thema
  • Gehen Sie zur Volkshochschule
oder so ähnlich.

Mir fiel meine Klappe in den Keller .... Mit sowas habe ich wirklich nicht gerechnet. Solch doofe Ausreden hat doch ein Staat wirklich nicht nötig, aber es war tatsächlich so.

Herr W. sagte dann das ich mich schnellst möglich bei der ISH anmelden solle, sonst würde es Konsequenzen für mich geben. Ich bedankte mich für das Gespräch und verließ sein Zimmer und das Amt ....

Wieder zu Hause mußte ich mich erstmal setzten und das verdauen was ich da zu hören bekam. Einige Zeit später mußte ich nochmals zu meiner "Beraterin" Frau B. zum Amt fahren (Einladung). Dort versuchte ich erneut den anderen Kurs zu bekommen. Aber es war zwecklos. Sie fragte energisch nach warum ich mich immer noch nicht bei der ISH angemeldet hätte. Wiederum betonte ich das der andere Kurs effizienter wäre und mich schneller in Arbeit bringen würde. Auch diesmal hörte sie nicht auf mich und sagte das ich mich schleunigst dort anmelden sollte. Mir blieb nicht anderes übrig als widerwillig zu zustimmen. Ich habe mich dann kurze Zeit später bei der ISH gemeldet und mich nach einem Vorstellungsgespräch dort angemeldet (was blieb mir auch anderes übrig). Da es aber für 2002 kein Termin mehr gab, kam ich in einen Kurs gleich Anfang 2003.

Im Sommer des Jahres erhielt ich einen Anruf. Es meldete sich eine weibliche Stimme die sagte:
Arbeitsamt Hamburg, schönen guten Tag. Ich habe hier eine Stelle für Sie ....
(Ich erfuhr nicht wer am anderen Ende war, noch welches Amt aus Hamburg das war) Wie dem auch sei.
Sie gab mir eine Telefonnummer und sagte ich solle mich dort mal melden, es sei in meiner Nähe und es würde zur meiner Ausbildung (Bürokaufmann) passen.
Na gut, dachte ich. Dann werde ich mich dort mal melden. Ich rief dort an und es begann ein Gespräch welches ich so schnell nicht vergessen werde. Denn im Verlaufe des Gesprächs, wo ich einige wichtige Fragen stellte (z. B. Berufserfahrung und Einarbeitung usw.) bekam ich merkwürdige Antworten. Man bräuchte keine Berufserfahrung, aber eine Einarbeitung würde es nicht geben, bekam ich als Antworten auf meine Fragen zu hören. Da mir das zu Suspekt war drehte ich das Gespräch so hin, daß wir uns in beiderseitigem einvernehmen daraufhin einigten das beide Seite nicht zu einander passen würden. Dann war auch schon das Gespräch nach mehr als 10 Minuten beendet.

In den Gesprächen mit meiner "Vermittlerin" Frau B. ging es sehr häufig auch um Zeitarbeitsfirmen. Sie sagte immer wieder das ich mich bei den melden sollte. Ich habe dann auch 3 Stück im meinem Bezirk abgeklappert. Bei 2 bekam ich innerhalb von 4 Wochen meine Unterlagen wieder und bei der 3. hatte ich zwar ein Gesprächstermin. Aber das diente nur für die Aufnahme in deren Akten. Auch dort bekam ich später meine Unterlagen wieder. Keiner hatte damals etwas aus meinem Bereich für mich. Und wieder aus dem Bereich, wenn man keine Ahnung hat ....:
Meine "Vermittlerin" sagte dann einmal in einem der Gespräche: "Die Zeitarbeitsfirmen haben die dieser Stadt noch weitere Filialen und nicht nur in diesem Bezirk." Zu dieser Aussage dachte ich mir mein Teil.
(Anmerkung von mir: Ja hält die mich und die Zeitarbeitsfirmen für völlig verblödet. Meint die nicht, das die Firmen in ihre Datenbank die ganze Stadt durchschauen. Die "Vermittlerin" hat auch keine Ahnung von Netzwerken und Datenbanken. Ob die wohl noch an den Weihnachtsmann glaubt ...?) So viel zu den Vermittlungsversuch(en) vom Arbeitsamt.

Es gibt aber auch ansatzweise Positives. Denn in diesem Jahr hatte ich auch mein letztes Vorstellungsgespräch. Da ich mich ja querfeldein bewarb, kam es auch zu einer Bewerbung in der City-Nord. Bei der einen Firma bekam ich auch ein Vorstellungsgespräch, welches ich wohl mein Leben lang nicht vergessen werde. Am 09.08.2002 ging ich also zu besagten Firma um mich Vorzustellen. (Entschuldigt wenn ich das ganze jetzt etwas flapsig erzähle aber lest selbst) Ich saß 2 Frauen gegenüber die mich halt so über mein bisheriges Berufsleben befragten. Zu beginn des Gesprächs fing die eine an: "Ihre Noten sind ja nicht die besten (???). Erklären Sie doch mal wie es die Noten zustande kamen?" Ich entgegnete: "Wie jetzt? Ähm, soll ich mich jetzt für die Noten rechtfertigen? Wo soll ich anfangen, etwa bei der Handelsschule?" Sie antwortete: "Ja, fangen Sie mal damit an!"
Ich mußte mich also für a l l e Noten rechtfertigen und über mein bis dato abgelaufenes Arbeitsleben Rechenschaft ablegen!
Im Laufe der Rechenschaft, oh Pardon ich meine, im Laufe des Gespräches habe ich das ganze immer weniger ernst genommen und habe mich auch "verschlossen" (von der Körpersprache her). Ich war richtig froh da wieder raus zu sein und dort nicht arbeiten zu müssen.

Weiter geht es im Jahr 2003.

Links:
Museum der Arbeit Hamburg: Link
ISH Bildungs- und Beratungs-Gesellschaft mbH: Link
Akademie Werbung Grafik Druck: Link

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